Annette Thoma (1886 – 1974) lebte seit ihrer Hochzeit mit dem Maler Emil Thoma hier in Riedering.
Sie stammte ursprünglich aus dem schwäbischen Ulm und hatte Englisch und Französisch studiert. Nach dem Studium ging sie nach England, wo sie Französisch unterrichtete. Als sie zurückkam, lernte sie in München den wesentlich älteren Emil Thoma kennen. Die beiden heirateten und zogen nach Riedering in eine schöne Villa. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Brigitta, Gertraud und Hans.
Annette Thoma war klug und gebildet. Sie war in einer Klosterschule aufgewachsen (Internat Kloster Dietramszell) und hatte schon daher einen engen Bezug zu geistlichen Liedern. Sie war sehr belesen und galt als Kennerin alter Bräuche und Trachten.
Annette unterrichtete ihre Kinder zu Hause. Als diese erwachsen waren, so ab ca. 1930, begann sie, sich mit Volksliedern zu beschäftigen. Sie sammelte alte, echte Volkslieder, schrieb sie auf und brachte sie z.B. den Riederinger Sängern bei. Ein Freund von ihr, der Kiem-Pauli, der selbst Volkslieder sammelte, gab ihr den Auftrag: „Nimm du dich des geistlichen Volksliedes an!“ So kam es, dass im Jahre 1933 Annettes „Deutsche Bauernmesse“ mit dem bekannten „Andachtsjodler“ in Wildbad Kreuth uraufgeführt wurde. Eigentlich hatte sie die Messe für die Riederinger Sänger geschrieben, d.h. sie nahm alte, überlieferte Melodien und gab ihnen neue, religiöse Texte. Neu daran war auch, dass diese Lieder, die beim Gottesdienst gesungen wurden, nun in deutscher Sprache verfasst waren.
Annette Thoma war auch Autorin. Sie schrieb viele Berichte für verschiedene Zeitungen, ein paar Bücher, Hirten- und Krippenspiele, z.B. „Das Chiemgauer Herbergsspiel“. Sie verfasste die Texte für das erste Salzburger Adventssingen, das sie zusammen mit Tobi Reiser organisierte. Mit Wastl Fanderl, der ebenfalls Volkslieder sammelte, hat sie die „Sänger- und Musikanten-Zeitung“ herausgegeben.
Annette Thoma bekam Ehrungen und Auszeichnungen für ihr Werk. So erhielt sie den bayerischen Poetentaler und das Bundesverdienstkreuz am Bande. Sie wurde zur Ehrenbürgerin von Riedering ernannt und bekam eine Auszeichnung der Stadt Rosenheim.